Die meisten Menschen haben schon den Begriff „Bockbier“ gehört, können sich aber darunter gar nichts vorstellen. Was ist das für ein Bier und warum trägt es diesen ungewöhnlichen Namen?
Der Maßstab für den Geschmack eines Bieres – und somit für seine Zuordnung – ist die Stammwürze. Je höher die Stammwürze des Bieres, desto kräftiger wird sein Geschmack wahrgenommen. Ein traditioneller Bock gilt als Starkbier und hat den höchsten Stammwürzegehalt aller Biere.
Die Geschichte des Bockbieres hat einen Hintergrund, der vielen Menschen in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft kaum bewusst ist. Denn einst war das Bier kein Genussmittel, wie wir es heute kennen, sondern ein Lebensmittel. Ein traditioneller Bock hat Kalorien, die in kargen Zeiten die Menschen genährt haben.
Traditioneller Bock und seine Herkunft
Noch heute ist die niedersächsische Stadt Einbeck ein Synonym für Bier. Hier entstand im späten Mittelalter das Bockbier, wie wir es heute kennen. Einbeck erhielt im Jahre 1240 das Stadtrecht. Bald darauf wurde die Stadt auch in den bekannten Hansebund aufgenommen. Das hier gebraute obergärige Bier galt in ganz Europa als Luxusartikel und wurde bis ans Mittelmeer exportiert. Damit das Bier die lange Transportzeit überstehen konnte, wurde es mit einem hohen Gehalt an Stammwürze und Alkohol gebraut. Dadurch entstand ein erster traditioneller Bock mit hohem Alkoholgehalt, wie es bis dahin unbekannt war.
Bis ins späte 16. Jahrhundert ließ sich der Wittelsbacher Hof in München Starkbier aus Einbeck liefern, dann gründeten die bayerischen Herrscher ihr eigenes Hofbräuhaus, das seit 1589 in München steht. Im 17. Jahrhundert kam der Einbecker Braumeister Pichler nach München, braute hier sein „Ainpöckisch Bier“, welches in bayerischem Dialekt bald Bockbier genannt wurde.
Traditioneller Bock und sein Rezept – Ein gut gehütetes Geheimnis
Ursprünglich wurde traditioneller Bock in der kalten Jahreszeit gebraut. Das Bier weist einen hohen Kaloriengehalt auf, den die Menschen im Winter brauchten.
Ein traditioneller Bock hat einen Alkoholgehalt von üblicherweise 7 bis 10 Prozent. Damit liegt der Alkoholgehalt deutlich über dem anderer Biere, die rund 5 Prozent aufweisen.
Ein traditioneller Bock hat mehr Prozent an Alkohol, aber auch mehr Geschmack, denn die vorgeschriebene Stammwürze liegt bei 16 bis 18 Prozent. Die Stammwürze bezeichnet den Gehalt an gelösten Stoffen im Bier. Dazu zählen Zucker, Mineralien, Vitamine und Eiweiß. In Fastenzeiten galt ein traditioneller Bock als komplette Mahlzeit, war sogar oft die einzige Mahlzeit der Mönche in bayerischen Klöstern. Allerdings hat ein starker, süffiger, traditioneller Bock in einem Glas weniger Kalorien, als ein vergleichbares Glas Vollmilch. Das Image des Dickmachers bedient ein traditioneller Bock also gar nicht!
Die Frage nach dem Rezept lässt sich nicht beantworten, denn jeder Braumeister hat seine ganz geheime Rezeptur.
Ein traditioneller Bock muss Inhaltsstoffe wie jedes andere Bier aufweisen: Quellwasser bester Qualität, Hopfen, der dem Bier seinen Geschmack verleiht, Malz, der erst zum Keimen gebracht und anschließend geröstet wird sowie Hefe. Traditioneller Bock ist in der Herstellung also eigentlich simpel. Aus der einzigartigen Zusammensetzung dieser Zutaten entsteht in jedem Brauhaus ein charakteristischer traditioneller Bock, der sich von denen anderer Hersteller geschmacklich unterscheidet.
Traditioneller Bock und seine Sorten
Traditioneller Bock kann auf ganz unterschiedliche Weise hergestellt werden. So entstehen verschiedene Sorten mit eigenem Charakter.
Ein traditioneller Bock ist, wie oben erläutert, ein Starkbier mit einem Alkoholgehalt von über 6 Prozent und einer Stammwürze von durchschnittlich 16 Prozent.
Ein Doppelbock ist ein traditioneller Bock, dessen Haltbarkeit dank einer Stammwürze von 18 Prozent und einem Alkoholgehalt von über 7 Prozent noch besser ist.
Ein ganz besonderer traditioneller Bock ist der Eisbock, bei dessen Herstellung das Wasser vereist und anschließend entfernt wird. So entsteht ein höherer Alkoholgehalt.
Weitere Sorten des Bockbieres sind etwa der Dunkelbock, dem für eine kräftigere Farbe ein geringer Teil Röstmalz hinzugefügt wird oder helle, untergärige Bockbiere wie der Maibock oder der Frühlingsbock.
Traditioneller Bock weltweit
In England erfreut sich starkes Bier seit dem 18. Jahrhundert ebenfalls großer Beliebtheit. Ein traditioneller Bock wird auf Englisch Stout genannt, was als englisches Pendant zum Einbecker Bock gesehen werden kann. Das bekannteste Stout der Welt ist wohl das irische Guinness, welches 1867 erstmals gebraut wurde. Englisches Stout wird in verschiedenen Ländern auf landestypische Weise gebraut, so etwa in Skandinavien und Russland.
Fazit
Traditioneller Bock ist ein ganz besonders, vollmundiges Bier, welches bereits seit dem Mittelalter geschätzt wird. Jeder Braumeister hat seine geheime Rezeptur perfektioniert, um den besten traditionellen Bock herzustellen. Die Stammwürze zeigt dabei an, wie viele nahrhafte Inhaltsstoffe sich im Bockbier befinden. Der höhere Alkoholgehalt ermöglicht eine längere Haltbarkeit des Starkbieres.
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