Weit weg von den medizinischen Ursprüngen, hat sich Likör als Genussmittel in Szene- und Hausbars etabliert. Pur, zu Eis, zu Kuchen und Kaffee oder in Mixgetränken ist die Mischung aus fruchtig-süßem Geschmack und Alkohol besonders bei Frauen beliebt. Das verstaubte Image von Omas Kaffeekränzchen hat der Likör allerdings lange hinter sich gelassen. Immer neue Varianten und Variationen regen sowohl Damen als auch Herren dazu an, Likör zu kaufen. Seit einigen Jahren erfreut sich zudem das Likör selber machen wieder größerer Beliebtheit. Ebenso aktuell und dabei nah am historischen Ursprung wird die Flüssigkeit unter anderen Namen nach reichhaltigen Menüs genutzt.

Der Ursprung der Likör Herstellung

Der Likör trat seinen Siegeszug in Europa von Italien aus an. Das Wissen darüber, wie Getränke mit einem höheren Alkoholgehalt als Wein und Bier hergestellt werden konnten, stammt allerdings aus dem Orient. Der Legende nach kam das Verfahren der Alkoholdestillation durch die Kreuzfahrer nach Südeuropa. Dort war Arnoldo von Villanova unter den ersten, die diese Methode nutzten, um Medizin herzustellen. Er legte Heilpflanzen in das gewonnene Alkohol- oder Alkohol-Wasser-Gemisch ein und erfand damit die Mazeration. Als Mediziner und Alchemist erkannte er, dass sich in dieser Alkohollösung die Wirkstoffe aus diesen Pflanzen herauslösen ließen. Dieser Likör war in der Herstellung aufwändig, denn nach dem Destillieren des Alkohols und der ersten Mazeration musste der Likör erneut destilliert (rektifikiert) werden. Der Leibarzt mehrere Könige und Päpste reichte seinen Patienten dann die Lösung unter dem einfachen Namen „Liquore“, dem italienischen Wort für „Flüssigkeit“.

Likör: Heilsame Flüssigkeit

Likör wurde sowohl zur innerlichen wie zur äußerlichen Anwendung empfohlen. Je nach verwendeter Pflanze und Mischung konnte eine Vielzahl von Krankheiten und Symptomen erfolgreich gelindert werden. Trotz des rein medizinischen Zweckes sollte Likör für die innerliche Anwendung wohlschmeckend sein. Dafür wurde Honig zum Süßen genutzt. Neben dem angenehmen Geschmack brachte der Honig seine heilsamen Eigenschaften mit in den Likör. Wegen der medizinischen Wirksamkeit und aufwändigen Likör Herstellung blieb es viele Jahrhunderte dabei, dass nur Apotheken und Klöster Likör selber machen sollten. Angelehnt an diesen medizinischen Likör und in dessen Tradition gibt es auch heute noch Gelegenheit, in der Apotheke Likör zu kaufen. Als stärkender Kräuterauszug findet er sich dort in den Regalen. Bestandteil ist hier zwar auch Alkohol, allerdings fehlt zumeist die Süße. Kräuterbitter und Auszüge aus Salbei und Kamille sind im Grunde klassische Liköre, die der Verdauung nach dem Genuss von schweren und fetten Speisen helfen.

Likör als Genussmittel

Nur wenige Jahre nach der Verfahrensentwicklung wurde mit dem Geschmack von Likör in der Herstellung experimentiert – nicht nur für medizinische Zwecke.

Likör Klassiker
Der Eierlikör zählt zu den Klassikern unter den Likören.

 Als Vorläufer des im 14. Jahrhundert neuen Genussmittels werden Getränke der griechischen und römischen Antike vermutet. Die dort aromatisierten Weine sollen den Obst- und Fruchtweinen des heutigen Mitteleuropas geähnelt haben. Der angenehme süße Geschmack fand schnell Liebhaber. Allerdings war Zucker im Mittelalter nahezu unerschwinglich. So blieb der Genuss des süßen und mit Fruchtaromen versetzten Getränks der Oberschicht vorbehalten. Für Katharina von Medici war der fein aromatisierte Geschmack so unverzichtbar, dass sie in ihrem Gefolge Spezialisten für die Likör Herstellung mitführte, als sie 1532 den französischen König heiratete.
Mit der Einfuhr von Zuckerrohr aus den Kolonien und später der Zuckergewinnung aus der Zuckerrübe wurde das Getränk für eine breitere Masse erschwinglich. So stand der Verbreitung nichts mehr im Wege.

Große Namen der Likör Herstellung

Nachdem sich bereits in früheren Jahrhunderten überall in Frankeich so genannte Liquoristen etabliert hatten, entwickelten sich im 19. Jahrhundert die Marken, die noch immer bekannt sind. Der wohl bekannteste Likör der niederländischen Firma Bols ist Curaçao Blue. Der typische Orangengeschmack macht aus diesem Getränk einen Triple Sec. Über die Jahrhunderte haben sich viele Nachahmer gefunden. Einer davon war der Gründer der ebenfalls aus den Niederlanden stammenden Traditionsfirma De Kuyper. Das wachsende Exportgeschäft im 19. Jahrhundert verbreitete aber nicht nur Curaçao, sondern auch den De Kuyper Cherry Brandy über ganz Europa. Keine Aufzählung großer Hersteller von Likör wäre vollständig ohne Cointreau. Erfunden im 19. Jahrhundert von zwei Brüdern, gibt es diesen französischen Likör überall zu kaufen, wo sich gut sortierte Spirituosen finden. Sowohl in französischer als auch in klösterlicher Tradition hingegen wird Likör seit Jahrhunderten in Chartreuse destilliert. Hier blieb man mit kräuterigen Geschmacksrichtungen nah am Ursprung.

Likör selber machen

Wer seinen Likör nicht nur kaufen möchte, sondern einen Versuch im Likör selber machen unternimmt, findet mittlerweile eine große Auswahl an kreativen Rezepten. Nicht in klösterlicher, aber in der Tradition der Kaffekränzchen, erfreut sich Eierlikör auch unter jüngeren Konsumenten großer Beliebtheit. Im 20. Jahrhundert war es gerade in ländlichen Gebieten normal, mit frischen Hühnereiern diesen Likör selber zu machen, anstatt mit Verpoorten und Co. den wohl bekanntesten Likör zu kaufen. Ganz vegan, wenn auch nicht ohne Alkohol lässt sich ein einfacher Likör sogar selber machen, indem Kräuter und Früchte in einen neutralen Alkohol eingelegt werden. Nach mindestens einer Woche Ruhezeit hat der Likör den gewünschten Geschmack angenommen und kann verdünnt oder gesüßt werden.

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